Online-Gaming 2020 boomt
Zocken gegen Corona – Warum Online-Gaming während der Pandemie so beliebt ist
Die Corona Krise stellt nicht nur die Arbeitswelt vor eine harte Prüfung. Auch die persönliche Fähigkeit, sich selbst zu genügen und sich ohne regelmäßige soziale Events selbstbeschäftigen zu können, steht 2020 auf dem Prüfstand. Während extrovertierte Partylöwen, Scene Kids und Gruppentiere so ihre liebe Mühe mit der verordneten Selbstisolation haben, freut sich so mancher Gamer sogar darüber. Die Fans von grafikgeladenen Spielewelten dürfen nun nämlich ganz offiziell tagelang am Controller oder wahlweise vor der Tastatur verbringen, ohne dass sie jemand Kellerkind, Partymuffel oder Eigenbrötler nennt. Und auch mit der Kontaktbeschränkung kommen viele Zocker irgendwie besser zurecht als Menschen, deren Freizeitgestaltung vor Corona maßgeblich aus Szenetreffen, Clubbesuchen und sozialen Outdoor-Aktivitäten bestand. Aus unterschiedlichen Gründen.
» Mehr InformationenSo sind viele Gamer zum Beispiel von Haus aus eher introvertiert und deshalb wesentlich versierter in häuslichen Freizeitbeschäftigung. Das schließt neben Online-Games auch andere Hobbys wie IT-Tuning, Heimwerken, kreative Handarbeit, Musikhören oder Schreiben mit ein. Zudem haben introvertierte Menschen auch ein deutlich reduziertes Bedürfnis nach ständigen Sozialkontakten. Die werden von vielen Introvertierten nämlich als nervenaufreibend und energiezehrend empfunden. Der Lockdown kommt da wie gerufen, denn er mindert den Zwang zu Kontakt mit der Außenwelt.
Nun ist die Gamergemeinde aber nicht völlig kontaktlos. Ganz im Gegenteil bieten Gaming Communities eine äußerst einzigartige Möglichkeit sozialer Kontakte. Mit Spielercharakteren trifft man sich im virtuellen Pub, geht gemeinsam questen, bestreitet epische Bosskämpfe oder drängt im Team den Gegner zurück hinter feindliche Linien. Eine Art der alternativen sozialen Interaktion, die momentan sehr dabei hilft, sich nicht ganz so einsam zu fühlen. So gesehen liefert Online-Gaming auch kreative Ansätze, um mit den sozialen Folgen der Isolation fertig zu werden. Es gibt aber auch Negativaspekte des Dauerzockens während Corona.
Die Schattenseite des Online-Gaming
Es ist kein Geheimnis, dass Online-Gaming aus gesundheitlichen Gründen nur in Maßen empfohlen wird. Das gilt vor allem für Zeiten des Lockdown, in denen der ständige Aufenthalt in den eigenen vier Wänden nur allzu leicht zu einer ungesunden Lebensweise führt.
» Mehr Informationen- Sonnenmangel befördert schlechte Laune durch schlechten Vitamin-D- und Serotoninhaushalt
- das ständige Sitzen vor dem Bildschirm sorgt für Haltungsschäden und Gewichtszunahme
- ungesunde Snacks während den Zockerpausen ersetzen gesunde Ernährungspläne
- die Fähigkeit zur realen Kommunikation mit Menschen wird beeinträchtigt
- das soziale Leben insgesamt schläft fast völlig ein
- das Suchtpotenzial von Spiele- und Online-Abhängigkeiten steigt
Zahlreiche Sozialforscher stellen sich die Frage, ob aus den anhaltenden Kontaktbeschränkungen schon bald ein zweites Biedermeier erwächst. Die Stilepoche des 19. Jahrhunderts war durch einen vermehrten Rückzug der Gesellschaft ins Private gekennzeichnet. Man widmete sich mehr den häuslichen Angelegenheiten, wobei es aber nicht nur positive Entwicklungen gab. Vor allem Frauen wurden fast schon systematisch wieder zurück in ihre Rolle als Hausfrauen und Mütter gedrängt und verschwanden somit aus der Öffentlichkeit.
Mit Blick auf den Corona bedingten Gaming-Boom und dem damit verbundenen Suchtpotenzial ist ein ähnliches Risiko gegeben. Soziologen befürchten, dass viele Menschen aus dem temporären Spielealltag während dem Lockdown nicht mehr zurück ins öffentliche Leben finden könnten. Schon vor der Pandemie stand das rege Online-Geschehen rund um Social Media und Gaming stark in der Kritik, weil es die traditionellen Formen der sozialen Interaktion verdränge. Man trifft sich nicht mehr in der Realität, sondern nur noch in fiktiven Communities und Onlinewelten, so die Befürchtung vieler Kritiker. Was das für einen langfristigen Schaden an der Gesellschaft und dem Sozialverhalten der Menschen anrichtet, lässt sich nur erahnen.
Vor- und Nachteile von Online-Gaming während Corona:
- bieten alternative Kommunikationsmöglichkeiten
- soziale Kompetenz und strategisches Denken werden mit vielen Games gefördert
- bei einigen Spielen werden auch die Englisch-Kenntnisse aufpoliert
- schöne Gruppenerlebnisse mit einzigartigen Erinnerungen
- gute Möglichkeit, um sich im Lockdown die Zeit zu vertreiben
- kein Ersatz für reale Sozialkontakte
- Suchtgefahr durch Dauerzocken ist groß
- ungesunde Alltagsgewohnheiten nehmen schnell Überhand
Schnelle Profite statt ausgereifter Lösungsansätze
Spieleentwickler haben die Gunst der Stunde natürlich schnell erkannt und brachten 2020 eine Vielzahl neuer Releases auf den Markt. Gerade im Herbst, wenn es draußen ungemütlich wird und die ohnehin schon limitierten Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung außer Haus weiter sinken, herrscht eine wahre Release-Apokalypse. Dabei bleibt wegen dem Bestreben der Entwickler, während der Pandemie genau zum richtigen Zeitpunkt zu veröffentlichen, aber oft ein wenig Spielqualität auf der Strecke.
» Mehr InformationenSo musste der berühmteste aller Blizzard Ableger World of Warcarft zum Beispiel kürzlich den Releasetermin für das lang ersehnte Addon „Shadowlands“ aus Qualitätsgründen verschieben. Offenbar sorgte schon der Pre-Patch für eine Reihe an Bugs und Fehlern im Spielgeschehen, die nun aufwendig im Eilverfahren überarbeitet werden müssen. Eile in der Fertigstellung war somit ein ums andere Mal kein guter Ratgeber für die Programmierung. Auch für Call of Duty musste der Hersteller Activision jüngst mit einem Patchfix nachbessern und lästige Bugs aus den Spielefeatures Modern Warfare und Warzone zu entfernen.
Für Bethesda’s Fallout 76 wurden von der Spielegemeinde ebenfalls „spektakuläre“ Fehler, vom Hersteller selbst sogar eine „glorreiche Reihe von Problemen“ gemeldet. Es scheint so, als wären Spielebugs zugunsten eines Releases im wohl gamingintensivsten Jahr aller Zeiten salonfähig geworden. Regelmäßige Beta-Tests , bei denen sich die Spieler auf Fehlersuche in der geplanten Neuveröffentlichung machen, scheinen daran nicht viel zu ändern.
Alternative E-Sports?
Um die Softwareentwickler von MMOs und MMORPGs etwas zu entschleunigen, aber auch um etwas mehr Bewegung in den Gamingalltag zu bringen, sind E-Sports eine gute Lösung. Die Rede ist nun nicht vom neuesten FIFA 21 Release, das seit Oktober alle Fußballfans in seinen Bann zieht. Gemeint sind eher „echte“ E-Sport-Spiele im Virtual Reality Modus. Dafür soll es künftig sogar spezielle E-Sports-Weltmeisterschaften geben. Entsprechende Geräte, mit denen man ganz bequem von zu Hause aus vor dem Bildschirm radeln, Ski fahren sowie den Auf- oder Abschlag üben kann, gibt es bereits zur Genüge.
» Mehr InformationenDas Schöne an E-Sports ist, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen Online-Games eine echte Bereicherung für den gesunden Lebensstil sind. Durch die Bewegung bleibt der Körper auch im Lockdown fit und zahlreiche frei wählbare E-Routen sorgen für visuelle Abwechslung auf dem Bildschirm. Communities, die E-Sports als virtuellen Gruppensport ausüben, gibt es ebenfalls.
Tipp: Eine hervorragende VR-Plattform für E-Sports ist Oculus Rift. Hier kann man ganz leicht zwischen die unterschiedlichsten Sportarten im VR-Modus wählen.
Die besten VR-Sport-Games
Variante | Hinweise |
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E-Biking | Oculus Rift, VR Rider, CycleVR |
E-Tennis | Dream Match Tennis VR, Oculus Rift, First Person Tennis, Racket Fury |
E-Skiing | Alpine Ski VR, Fancy Skiing VR, VR Skiing |
E-Golf | Everybody’s Golf VR, Everyday Golf, The Golf Club VR |